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“Wir haben gezeigt, wie es geht“

Es war wie all die Jahre vorher und doch anders. Der Medizin-Aufnahmetest (MedAT) hat bei tausenden Jugendlichen auch heuer den Pulsschlag beschleunigt. Er muss bestanden werden, wenn man an der Medizinischen Universität in Wien, die international einen hervorragenden Ruf hat, studieren möchte.

Der MedAT gilt als einer der härtesten Aufnahmetests im deutschsprachigen Raum. Dass er trotz Corona durchgeführt werden konnte, ist einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept zu verdanken. Noch nie mussten sich Bewerber so penibel an umfassende Sicherheitsvorgaben halten: Mund-Nasenschutz, Hygieneregeln und größtmögliche Distanz.

Besonders gefordert war die Medizinische Universität (MedUni) Wien selbst. Die größte Ausbildungsstätte in Österreich ließ die angehenden Mediziner am 14. August Corona-bedingt erstmals an zwei verschiedenen Standorten zum Test antreten: Bewerbern aus Deutschland, Salzburg, Tirol (inklusive Südtirol), Vorarlberg und Oberösterreich wurde im Messezentrum Salzburg medizinisches Wissen abverlangt. Kandidaten aus allen anderen österreichischen Bundesländern, anderen EU-Ländern, Nicht-EU-Staaten sowie allen an Zahnmedizin Interessierten wurde in der Messe Wien auf den Zahn gefühlt.

Ausgeklügeltes Sicherheits- und Präventionskonzept

„Es ist wochenlang unglaublich akribisch am Sicherheits- und Präventionskonzept gearbeitet worden“, sagt Professor Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Input sei von überall gekommen – infektiologisch, organisatorisch, juristisch, aber auch von Public-Health-Seite, von Vizerektorin Anita Rieder sowie von Personen, die seit vielen Jahren diese Tests abhalten. „Es hat sich gelohnt“, sagt Hutter. Bis dato sei kein Fall einer Covid-19-Erkrankung bekannt, die im Zusammenhang mit dem Medizin-Aufnahmetest stehen würde.

Ursprünglich sollte der Test, über den die begehrten Studienplätze vergeben werden, am 3. Juli stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wurde er auf 14. August verschoben. Von 8.217 fix angemeldeten Bewerbern um einen Medizin-Studienplatz in Wien sind tatsächlich 6.116 Personen zum Test angetreten. 4.362 waren es in der dafür angemieteten Messe Wien.

Fiebermessung und Extra-Räume

Aaron Schwaiger ist einer davon. „Es waren deutlich mehr Security-Mitarbeiter als im vergangenen Jahr“, sagt er. Anders als beim Test 2019 habe niemand die Messehalle verlassen dürfen. Selbst essen habe man an dem für die Absolvierung des Tests zugewiesenen Platz müssen.

Schwaiger ist 2019 zum ersten Mal angetreten und hat somit den Vergleich. „Damals habe ich mich zu wenig vorbereitet“, sagt er heute selbstkritisch. Den zweiten Test wegen der erschwerten Bedingungen sausen zu lassen, sei aber nie ein Thema gewesen: „Dazu habe ich mich zu gut und zu lange vorbereitet.“ Schwaiger ist zuversichtlich, heuer einen der begehrten 740 Studienplätze in Wien zu ergattern. Als Zivildiener bei den Johannitern habe er gemerkt, wie schön es ist, Menschen zu helfen. „Das treibt mich an“, sagt er.

Das Gelände durfte nur in einem zugewiesenen Zeitfenster betreten und verlassen werden. Am Eingang wurde kontaktlos Fieber gemessen. Abstandhalten, Handdesinfektion und Mund-Nasen-Schutz abseits des (wie jedes Jahr personalisierten) Sitzplatzes waren obligatorisch. Für Angehörige von Risikogruppen gab es darüber hinaus Extra-Räume mit noch größeren Abständen und eigenen Zugangszeiten.

Außenluftbedingungen

„Durch die Aufteilung auf zwei Standorte wollten wir Zugfahrten durch Österreich während der Hauptreisezeit minimieren“, sagt Hutter. Am Testtag selbst gab es dichtere Öffi-Intervalle – möglich gemacht durch rechtzeitige Einbindung der Wiener Linien, Salzburger Verkehrsbetriebe und ÖBB. Im gesamten Indoor-Bereich war sowohl beim Anstellen als auch am Sitzplatz ein Abstand von zwei Metern einzuhalten. Auch kümmerte man sich um eine optimierte Lüftung, um so das Infektionsrisiko durch Aerosole zu senken. Hutter: „Der Test wurde praktisch unter Außenluftbedingungen geschrieben.“ Bei allen Test-Mitarbeitern der Uni, den Securities und dem technischen Personal – zusammen etwa 600 Personen – seien zudem PCR-Tests durchgeführt worden.

„Das war die erste Großveranstaltung in Österreich unter Corona-Bedingungen. Wir standen unter Beobachtung und haben gezeigt, wie es geht und dass es geht“, zieht Hutter eine positive Bilanz. Kongressveranstalter und Organisatoren größerer Events, die in Österreich ab September wieder möglich sind, könnten und sollten die gemachten Erfahrungen nutzen.